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MS-Forschung am Klinikum der Universität München wird durch Hertie-Stiftung gefördert

22. Mai 2018

Dr. Lisa Ann Gerdes vom Institut für Klinische Neuroimmunologie in hoch dotiertes Förderprogramm "MyLab" aufgenommen

gerdes_lisa-ann Frau Dr. med. Lisa Ann Gerdes wurde von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung für das Förderprogramm "MyLab" ausgewählt. (Foto: Klinikum der LMU)

Frau Dr. med. Lisa Ann Gerdes, Ärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klinische Neuroimmunologie, wurde von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung für das Förderprogramm "MyLab" ausgewählt. Mit diesem Förderprogramm unterstützt die Hertie-Stiftung junge Ärztinnen und Ärzte in der MS-Forschung, damit diese ihre Forschung neben der klinischen Tätigkeit nachhaltig verfolgen können. Frau Dr. Gerdes hat seit 2012 eine einzigartige Kohorte eineiiger Zwillinge aufgebaut.

Die Besonderheit besteht darin, dass in jedem Zwillingspaar dieser Kohorte jeweils ein Zwilling an Multipler Sklerose (MS) erkrankt ist, während der Zwillingsbruder (oder die Zwillingsschwester) keine erkennbaren Anzeichen der Erkrankung aufweist. Mit Hilfe dieser Zwillingskohorte wurden bereits wichtige neue Erkenntnisse über die Rolle der Darmflora bei Multipler Sklerose gewonnen. So ergaben sich erstmals direkte Hinweise, dass die menschliche Darmflora tatsächlich Komponenten enthält, die den Ausbruch Multipler Sklerose starten oder begünstigen.

Aktuelle Untersuchungen, in enger Zusammenarbeit mit Frau Prof. Dr. med. Ertl-Wagner von der Klinik und Poliklinik für Radiologie, zeigten, dass etwa ein Fünftel der bisher gesunden Zwillingsgeschwister Entzündungsherde im Gehirn aufweisen, die mit der MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie) entdeckt werden können. Diese (noch) gesunden Zwillinge haben ein erhöhtes Risiko, in Zukunft ebenfalls an MS zu erkranken. Frau Dr. Gerdes möchte nun weitere Umweltfaktoren (einschließlich der Darmflora) identifizieren, die das MS-Risiko beeinflussen. Die Zwillingskohorte, und vor allem die bisher noch nicht an MS erkrankten Zwillinge, können bei der Identifizierung dieser Faktoren helfen und später auch als erste selbst von diesen Forschungsergebnissen profitieren.

Prof. Dr. med. Reinhard Hohlfeld, Ko-Direktor des Instituts für Klinische Neuroimmunologie: "Die MyLab-Förderung der Hertie-Stiftung wird Frau Dr. Gerdes und ihren Kollegen wesentlich dabei helfen, ihre Zwillingsforschung nachhaltig fortzusetzen. Diese Art Forschungsförderung wissenschaftlich tätiger junger Kliniker ist nicht nur eine große individuelle Auszeichnung, sondern auch generell ein viel versprechendes Modell für die Förderung dieser sogenannten Clinician Scientists".

Die gemeinnützige Hertie-Stiftung ist der größte private Förderer der MS-Forschung in Deutschland. Mit dem 2016 initiierten MyLab-Programm möchte die Stiftung junge, wissenschaftlich arbeitende Ärzte mit jeweils 400.000 Euro fördern, damit sie ihre Forschung nachhaltig und langfristig weiterverfolgen können. 2018 werden nun zwei weitere Ärzte in den Kreis der mittlerweile sechs Geförderten aufgenommen. Neben Frau Dr. Lisa Ann Gerdes vom Klinikum der Universität München überzeugte Privatdozent Dr. Lucas Schirmer, ab Oktober 2018 Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik der Universitätsmedizin Mannheim, die wissenschaftliche Jury. Er setzt sich in seiner Arbeit mit den Mechanismen des Fortschreitens der Multiplen Sklerose auseinander.

"Mit Frau Dr. Gerdes und Herrn Dr. Schirmer fördern wir zwei herausragende MS-Forscher, die mit ihren Arbeiten ganz wichtige, aktuelle Forschungsschwerpunkte abdecken", freut sich Dr. Eva Koch, Leiterin des MS-Bereichs bei der Hertie-Stiftung. "Es ist wichtig, dass Ärzte neben ihrer klinischen Tätigkeit ihrer Forschung auf hohem Niveau nachgehen können. Deutschland benötigt mehr dieser Clinician Scientists mit unabhängiger, hochrangiger Forschung."

Mit einem Fördervolumen von durchschnittlich 9 Mio. € pro Jahr ist die gemeinnützige Hertie-Stiftung der größte private Förderer der Hirnforschung in Deutschland und der drittgrößte in Europa. Im Bereich der Multiplen Sklerose ist die Stiftung die führende Förderinstitution sowohl in der MS-Forschung als auch im Bereich der Selbsthilfe von MS-Erkrankten.

Über Dr. Lisa Ann Gerdes

Dr. Lisa Ann Gerdes ist direkt nach Abschluss ihres Medizinstudiums im Januar 2004 an das Klinikum der Universität München gekommen und arbeitet seitdem am Institut für Klinische Neuroimmunologie. Seit 2012 rekrutiert Dr. Lisa Ann Gerdes deutschlandweit eine Gruppe von mehr als 60 eineiigen Zwillingspaaren, bei denen jeweils ein Zwilling an Multipler Sklerose erkrankt ist. In der Größe und mit ihren detaillierten Charakterisierungen der Patienten ist die Zwillingsgruppe einzigartig auf der Welt. Da jedes Zwil-lingspaar untereinander genetisch identisch ist, sollten sich auf diese Weise MS-relevante Unterschiede der Darmflora finden lassen. Das Forscherteam konnte in Kooperation mit Wissenschaftlern aus den USA u.a. zum ersten Mal nachweisen, dass die Darmflora Einfluss darauf hat, ob ein Mensch an MS erkrankt.

Im nächsten Schritt wird die Forschungsgruppe in einer neuen Studie den Fokus auf den immunologisch bedeutenden Dünndarm legen. Dafür soll bei Magen-und Darmspiegelungen Material gesammelt werden, um festzustellen, ob auch hier Komponenten zu finden sind, die den Ausbruch Multipler Sklerose starten oder begünstigen. Darüber hinaus werden andere Aspekte untersucht, wie zum Beispiel, ob sich bekannte MS-Risikofaktoren wie Rauchen oder Vitamin-D-Mangel in der Zwillingsgruppe wiederfinden. Hinzu kommen umfassende immunologische, genetische und epigenetische Untersuchungen.

Quelle: Klinikum der LMU