Medizinische Fakultät
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Ein Leben für das Mantelzell-Lymphom

09. Dezember 2022

Auf dem Jahreskongress der Fachgesellschaft in den USA wird ein neuer Standard für die Erstlinientherapie vorgestellt.

dreyling Prof. Dr. Martin Dreyling, Leiter des Zentrums für maligne Hämatologie am CCC München LMU (Bild: LMU Klinikum Pressestelle)

Wenn sich ab dem Wochenende die führenden Hämatologen der Welt zu ihrem alljährlichen Kongress in New Orleans vom 10. bis 13 Dezember 2022 treffen (64. Jahrestagung der American Society of Hematology, ASH), wird sein Vortrag* der herausragende sein: Prof. Dr. Martin Dreyling, Leiter des Zentrums für maligne Hämatologie am CCC München LMU, spricht darin über die Behandlung von Mantelzell-Lymphomen mit dem Antikörper Ibrutinib, die eine Stammzell-Transplantation überflüssig machen könnte. Das Ganze ist ein Meilenstein in der Hämatologie, deswegen ist Dreylings Beitrag auch „Abstract No.1“, eine Ehrung für das höchstgerankte Abstract des Kongresses.

Was ist überhaupt ein Mantelzell-Lymphom (MCL)?

„Das MCL ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems – also jener Zellen, die für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig sind. Damit ist das Mantelzell-Lymphom eine spezielle Unterform der Krebserkrankungen, die als „maligne Lymphome“ zusammengefasst werden“, erklärt Prof. Dr. Dreyling. „Es zählt zu den aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen, da die Erkrankung bei rund 80 Prozent der Patienten relativ schnell voranschreitet und häufig umgehend behandelt werden muss. Bei rund 10 bis 15 Prozent der Patienten verläuft die Erkrankung dagegen eher langsam.“ Am Zentrum für maligne Hämatolgie (HaemaKUM) werden alle hämatologischen Systemerkrankungen (wie z.B. akute myeloische und lymphatische Leukämien oder das Burkitt-Lymphom) betreut. Woher rührt Dreylings spezielles Interesse für das Mantelzell-Lymphom. „Eigentlich bin ich dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind“, lacht der Mediziner. „Ich wollte nach dem Abitur auf keinen Fall Medizin studieren, später wollte ich auf jeden Fall Kardiologe werden und mich dann als Arzt mit einer eigenen Praxis niederlassen. Drei sehr konkrete Vorstellungen also, von denen aus keiner etwas geworden ist.“

1992 bis 1995 forschte der junge Arzt in einem Labor in Chicago erstmals zum Thema MCL, als er dann 1998 ans LMU Klinikum wechselte, beauftragte ihn sein Chef, Professor Dr. Wolfgang Hiddemann (damals Direktor der Medizinischen Klinik III) damit, ein MCL- Forschungskonsortium aufzubauen. Damals wusste man nur wenig über das Mantelzell-Lymphom, es wurde noch als niedrig aggressiv qualifiziert, was – wie man heute weiß – nur in sehr wenigen Fällen zutrifft. Im Jahr 2000 gründete Dreyling ein europaweites MCL-Netzwerk, dem er bis heute vorsteht. Forscherinnen und Forscher trafen sich damals zu einem Retreat am Eibsee. Es sollte ein lockerer Wissensaustausch werden, unterbrochen von Bergtouren im Zugspitzgebiet. „Doch es hat drei Tage durchgehend wie aus Eimern geregnet, so dass wir im Hotel festsaßen“, erzählt Dreyling. Die Gruppe arbeitete deswegen durch und einigte sich auf die ersten Studienkonzepte. Eine Standardtherapie für das MCL gab es damals noch gar nicht.

Inzwischen ist viel passiert, aber es gibt immer noch jede Menge offene Fragen, zum Beispiel, ob eine gezielte Therapie die zytostatische Therapie vollständig ersetzen kann. Das MCL wird Martin Dreyling also sicher weiterhin beschäftigen. Seine knappe Freizeit verbringt der Mediziner mit seiner Familie – und mit dem Lesen von Biografien. Seine eigene gäbe dabei durchaus ebenfalls Stoff für ein Buch.

Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Martin Dreyling
Medizinische Klinik und Poliklinik III,
Klinikum der Universität München, LMU München
martin.dreyling@med.uni-muenchen.de

Quelle: LMU Klinikum