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Neue Hoffnung im Kampf gegen Tuberkulose

08. November 2023

Das internationale Forschungskonsortium UNITE4TB hat heute den Beginn seines klinischen Studienprogramms der Phase-2b/c bekannt gegeben. Der erste Patient wurde an einem der Studienzentren in Kapstadt, Südafrika in die Studie eingeschlossen. Dies ist ein wichtiger Schritt für Menschen mit Tuberkulose und für das Projekt insgesamt. Ziel ist hierbei eine beschleunigte Entwicklung neuer und effizienterer Tuberkulose-Therapien.

Das LMU Klinikum München ist klinischer Sponsor einer der beiden UNITE4TB-Studien, DECISION (BTZ-043 Dose Evaluation in CombInation and SelectION), d.h. die Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin koordiniert und überwacht die Sicherheit der Patienten. In DECISION (UNITE4TB-02) soll die optimale Dosierung von BTZ-0431 in Kombination mit zwei weiteren TB Medikamenten, Bedaquilin und Delamanid, in Bezug auf Sicherheit und Wirksamkeit getestet werden. Die richtige Dosis ist die Voraussetzung für weitergehende Studien zur optimalen Medikamentenkombination und Therapiedauer.

Tuberkulose als globale Herausforderung

Tuberkulose ist eine große Herausforderung für die öffentliche Gesundheit und zählt weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Im Jahr 2021 forderte die Erkrankung 1,6 Millionen Menschenleben und ist damit nach COVID-19 die zweithäufigste infektiöse Todesursache.2 Das Auftreten von Antibiotikaresistenzen sowie das Problem der langen Behandlungsdauer haben zu verstärkten Investitionen und Forschungsaktivitäten im Bereich Tuberkulose geführt.

Von entscheidender Bedeutung für Menschen mit Tuberkulose ist ein schnellerer Zugang zu verbesserten Therapien mit kürzerer Behandlungsdauer und geringeren Nebenwirkungen. UNITE4TB arbeitet daher bereits seit Beginn des Projektes mit zentralen gesellschaftlichen Akteuren zusammen, um neu entwickelte Therapien später so effizient wie möglich zur Verfügung stellen zu können.

Neue Forschungserkenntnisse gewinnen

Im Rahmen der innovativen Phase-2b/c-Studien von UNITE4TB werden 14 Kombinationen von neun bestehenden Medikamenten sowie zwei neu entwickelte Wirkstoffkandidaten (GSK-656 und BTZ-043) getestet. Ziel ist es, Therapieschemata zu entwickeln, die die Behandlung von multiresistenter (MDR) und medikamentensensibler Tuberkulose weiter verbessern können.

Die Regime, die innerhalb von UNITE4TB erforscht werden, wurden durch die Kombination der neuartigen Wirkstoffe GSK656 und BTZ-043 mit den zuletzt zugelassenen Arzneimittelklassen Diarylchinolin (Bedaquilin) und Nitroimidazole (Delamanid oder Pretonamid) entwickelt. Neben der DECISION-Studie umfasst das UNITE4TB-Studienprogramm PARADIGM4TB, eine Phase 2b/c-Plattformstudie zur klinischen Bewertung verschiedener Behandlungsschemata und -dauern bei Lungentuberkulose. Im Rahmen von PARADIGM4TB soll getestet werden, welches vierte Medikament (entweder Moxifloxacin, Linezolid oder Pyrazinamid) als optimale Komponente zu einem Bedaquilin-, Delamanid-, BTZ-043- oder GSK656-Regime hinzugefügt werden kann. Die Studie wird auch die Wirksamkeit einer völlig neuen Kombination von GSK656 und BTZ-043 zusammen mit Bedaquilin und Delamanid untersuchen.

Expertenstimmen

Der wissenschaftliche Leiter der UNITE4TB-Studie, Prof. Dr. med. Michael Hoelscher, Direktor der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München, erklärt zum Studiendesign: "Es gibt drei wichtige Schritte bei der Entwicklung von Tuberkuloseregimen: die Ermittlung der optimalen Dosis für jedes einzelne Medikament, die Identifizierung der richtigen Kombination von vier verschiedenen Medikamenten und die kürzest mögliche Behandlungsdauer des Regimes der Wahl. In UNITE4TB erforschen wir diese Aspekte mit einem möglichst effizienten Studiendesign."

Der südafrikanische Versuchsstandort am klinischen Forschungsinstitut TASK, an dem der erste Teilnehmende der UNITE4TB-Studie eingeschlossen wurde, ist einer von mehreren für das Projekt ausgewählten Standorten. Die Standorte wurden aufgrund der Tuberkulose-Prävalenz ausgewählt. Weitere Studienorte sind u.a. Tansania, Uganda, Vietnam und die Philippinen.

Prof. Andreas Diacon, Chairman und CSO von TASK und CEO von TASK Europe, sagte: "Bei TASK führen wir alle Phasen klinischer Studien durch, von den ersten Versuchen am Menschen bis hin zur Lizenzvergabe. Wir freuen uns sehr über den Start des klinischen Studienprogramms UNITE4TB hier in Kapstadt und sind stolz darauf, Teil dieses wichtigen klinischen Forschungsprojekts zu sein."

Prof. Martin Boeree, UNITE4TB-Projektkoordinator vom Radboudumc, kommentierte zum Studienstart: "Heute ist ein besonderer Moment für die TB-Forschung. Die Welt benötigt neue Medikamente gegen Tuberkulose, aber auch neue Wege zur Durchführung klinischer Studien. Unsere Kooperation akademischer und privatwirtschaftlicher Partner setzt in dieser Hinsicht einen neuen Standard. Wenn das Projekt erfolgreich ist, wird es ein neues, kürzeres Behandlungsregime hervorbringen, das zur Bekämpfung aller Arten von Tuberkulose eingesetzt werden kann."

Ansprechpartner

Judith Eckstein
Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin,
LMU Klinikum, LMU München
presse@lrz.uni-muenchen.de

Quelle: LMU-Klinikum