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Sepsis – die unterschätzte Gefahr

11. September 2023

Bis zu 100.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an einer Sepsis, bis zu 40 Prozent von ihnen sterben daran. Am Mittwoch,13. September, wird der Welt-Sepsis-Tag begangen: Er soll auf die hohen Erkrankungszahlen und Todesfälle aufmerksam machen und dazu beitragen, dies durch frühzeitige Erkennung und Verbesserung der Therapiemethoden zu ändern. Die Sepsis ist die häufigste Todesursache infolge einer Infektion, doch viele Menschen haben von dem akut lebensbedrohlichen, komplexen klinischen Krankheitsbild noch nie gehört..

sepsis „Ich lasse mich nicht unterkriegen“ - das ist das Motto von Monika Heyne, hier zu sehen mit Physiotherapeut Alexander Pajk (l.) und ihrem Mann Patrick Heyne. (Bild: LMU Klinikum)

So ging es auch Monika Heyne, die im Dezember 2018 einen Infekt hatte, der sich innerhalb weniger Stunden dramatisch verschlimmerte. Ihr Ehemann Patrick rief den Notarzt, da seine Frau auch noch zunehmend verwirrt war. „Was eine Sepsis ist, wussten wir damals nicht“, erzählt die 53-Jährige. „Heute wünsche ich mir, dass mein Schicksal dabei hilft, für das Thema zu sensibilisieren.“

Schon auf dem Weg ins LMU Klinikum war ihr Leben akut bedroht, dort wurde allerdings sofort die richtige Diagnose gestellt, und Monika Heyne auf der Intensivstation behandelt. Mehrere Wochen lag die Münchnerin im künstlichen Koma, die Ärztinnen und Ärzte konnten ihr Leben retten, doch Monika Heyne verlor beide Unterschenkel und alle Finger. Als sie aus dem LMU Klinikum in die Reha-Klinik entlassen wurde, saß sie im Rollstuhl. „Das war und ist für mich keine Option“, sagt sie. „Ich will unbedingt selbstständig gehen können.“ Sie wurde mit zwei individuell angepassten Unterschenkel-Prothesen versorgt, durch eiserne Disziplin und dank ständiger Physiotherapie in der Physikalischen Medizin am LMU Klinikum schaffte sie, dass sie inzwischen eine Stunde am Rollator gehen kann.

„Ich lasse mich nicht unterkriegen“, betont die schlanke, drahtige Patientin, die nicht etwa mit dem Krankentransport zur Therapie kommt, sondern mit dem Bus des öffentlichen Nahverkehrs. Mehrmals pro Woche ist sie in Großhadern, auf ihrem Stundenplan stehen Lymphdrainage genauso wie Trainingstherapie zum Muskelaufbau oder Ergotherapie.

„Ein besonderes Augenmerk in der Therapieplanung bei Frau Heyne legen wir darauf, dass die Behandlung an Veränderungen ihrer Fähigkeiten angepasst wird“, sagt Dr. Martin Weigl, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin am Muskuloskelettalen Universitätszentrum München (MUM). „Zum Beispiel haben wir nach den plastischen Operationen der Hände Ergotherapie und Lymphdrainage zur Physiotherapie ergänzt. Durch die Lymphdrainage schwillt das Operationsgebiet schneller ab, und in der Ergotherapie wird die Handfunktion trainiert. Erst dadurch kann die seit einer Operation mögliche, bessere Greiffunktion tatsächlich im Alltag genutzt werden.“

Was steht als nächstes an? Eine neue myoelektrische Handprothese! „Ziel ist, das Erlernen der Fähigkeit, die Prothese im Alltag durch Training in der Ergotherapie nutzen zu können“, so Dr. Weigl. „Hierbei lernt Frau Heyne die gezielte Ansteuerung von Muskeln am Unterarm. Dort leiten Elektroden die Muskelspannungen als Signale weiter. Durch diese Signale werden Bewegungen der Hand und Finger gesteuert.“ Dr. Weigl koordiniert die Therapie von Monika Heyne, bei Bedarf kann er jederzeit Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen hinzuziehen: Eine Sepsis und ihre Folgen braucht Interdisziplinarität, so kümmerte sich unter anderem Dr. Friedrich Märtz in der Schmerzambulanz um auftretende Phantomschmerzen.

Monika Heyne hat schon einen weiten Weg in der Therapie zurückgelegt. Sogar schwimmen kann sie mit Hilfe spezieller Hand- und Beinprothesen wieder. Ein ordentliches Stück Weg liegt aber auch noch vor ihr. „Aufgeben kam für mich nie infrage“, sagt die Münchnerin. „Ich habe mich von Anfang an dafür entschieden, nach vorne zu schauen und das Beste daraus zu machen.“

Quelle: LMU Klinikum