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Präzisionsonkologie – auf dem Weg in die klinische Anwendung

zum 04. Februar 2024

Die personalisierte Medizin, insbesondere im Bereich der Onkologie, erfährt in den letzten Jahren einen deutlichen Aufschwung. Diese Entwicklungen bringen allerdings neue Herausforderungen mit sich. Ein internationales Expertenteam im Bereich der Präzisionsonkologie, dem auch Dr. Benedikt Westphalen vom LMU Klinikum München angehört, hat eine neue „praktische Anleitung“ verfasst, die Ärzt:innen helfen soll, Diagnostik gezielt einzusetzen, die resultierenden Befunde zu interpretieren und schließlich klinisch umzusetzen. Das Manuskript wurde im prestigeträchtigen Fachjournal „CA: A Cancer Journal for Clinicians“ der American Cancer Society veröffentlicht.

grafik Grafik zur Präzisionsonkologie und Personalisierter Krebstherapie am LMU Klinikum (Bild: LMU Klinikum- Dr. Benedikt Westphalen)

„Präzisionsonkologie“ und „personalisierte Krebstherapie“: Ist damit ein und dasselbe gemeint?

Dr. Westphalen: Präzisionsonkologie und personalisierte Krebstherapie werden oft synonym verwendet. Beide Begriffe beschreiben einen Ansatz in der Krebsbehandlung, der auf die individuellen Eigenschaften eines Patienten und seiner Tumorerkrankung angepasst ist. Der Kerngedanke ist, dass jeder Krebsfall einzigartig ist und somit auch individuell behandelt werden sollte. Im engeren Sinne meint Präzisionsonkologie das Zusammenspiel aus erweiterter molekularer Tumordiagnostik und darauf basierenden individualisierten Behandlungsstrategien

Was ist das Besondere an diesem neuen Therapieansatz?

Dr. Westphalen: Der besondere Aspekt der Präzisionsonkologie liegt in der Verzahnung aus innovativer Diagnostik und personalisierten Therapieansätzen. Sie ermöglicht es, Behandlungen basierend auf spezifischen molekularen und zellulären Merkmalen des Tumors eines jeden Patienten anzupassen. Es geht also vornehmlich darum, wie der Tumor entstanden ist – und nicht mehr ausschließlich darum, wo er sitzt, oder wie er unter dem Mikroskop aussieht. Im Idealfall führt dies zu effektiveren Therapieansätzen.

Weshalb ist eine umfassende molekulargenetische Diagnostik so wichtig? Und was ist damit genau gemeint?

Dr. Westphalen: Der Begriff „erweiterte molekulare Diagnostik“ bezieht sich auf Tests, die genetische Veränderungen, Expressionen bestimmter Gene oder andere molekulare Veränderungen in Krebszellen identifizieren. Die Informationen sind entscheidend, um die spezifischen Anomalien zu verstehen, die den Krebs einer Patientin beziehungsweise eines Patienten antreiben. Dieses Verständnis ist unerlässlich für die Entwicklung und Auswahl zielgerichteter Therapien.

Für welche Krebsart ist die Präzisionsonkologie schon heute eine hilfreiche Therapieoption?

Dr. Westphalen: Präzisionsonkologie hat sich als besonders wirksam bei bestimmten Krebsarten erwiesen, bei denen genetische Veränderungen eine zentrale Rolle spielen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Behandlung von Lungenkrebs. Aber auch bestimmte Formen von Brustkrebs und Leberkrebs werden heute bereits sehr erfolgreich nach diesem Konzept behandelt. .

Dr. Benedikt Westphalen ist Ärztlicher Leiter der Präzisionsonkologie am CCC MünchenLMU und der Medizinischen Klinik und Poliklinik III sowie Leiter des Zentrums Personalisierte Onkologie am LMU Klinikum.

Ansprechpartner

Dr. med. Benedikt Westphalen
Medizinische Klinik und Poliklinik III,
LMU Klinikum, LMU München
christoph_benedikt.westphalen@med.uni-muenchen.de

Quelle: LMU Klinikum