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Frühzeitige Hilfe schon für die Kleinsten

18. Juli 2023

Ein neues mobiles Fibroscan-System ermöglicht es jetzt am Dr. von Haunerschen Kinderspital Kinder mit Leberproblemen direkt am Bett zu untersuchen. Krankhafte Gewebeveränderungen in der Leber werden dabei leichter und frühzeitiger erkannt. So können die kranken Kinder besser behandelt und schwere Krankheitsverläufe vermieden werden. Bislang gab es ein Fibroscan-Gerät nur in der Erwachsenen-Gastroenterologie des LMU Klinikums. Dank einiger großzügiger Spender kann jetzt auch die pädiatrische Gastroenterologie am Dr. von Haunerschen Kinderspital das innovative Verfahren anbieten.

neu Dank an die Spenderinnen und Spender: Priv.-Doz. Dr. med. Eberhard Lurz (li.) und Prof. Dr. med. Markus M. Lerch (re.) freuen sich über das neue mobile hochmoderne Fibroscan-Gerät am Dr. von Haunerschen Kinderspital. (Bild: Pressestelle LMU Klinikum)

Die Fibroscan-Untersuchung oder Elastographie der Leber ist ein nicht-invasives, schmerz- und nebenwirkungsfreies Verfahren zur Diagnostik von Lebererkrankungen. Sie erfasst die Verformbarkeit des Lebergewebes, welche Rückschlüsse auf den Vernarbungsgrad bei Lebererkrankungen zulässt. Die Elastographie funktioniert wie eine Ultraschall-Untersuchung und kann ambulant durchgeführt werden. Einige (chronische) Lebererkrankungen können zu einem narbigen Umbau des Lebergewebes führen. Dieser geht mit ernsthaften Leberschädigungen und Einschränkungen der Leberleistung einher und kann langfristig in eine Leberzirrhose übergehen. Da die Vernarbung zumeist schmerz- und symptomfrei verläuft, bemerken die Betroffenen sehr lange nichts von ihrer Erkrankung. Erst im weit fortgeschrittenen Stadium, wenn die Leberfunktion bereits deutlich eingeschränkt ist, zeigt sich in Untersuchungen die Vernarbung, die zu diesem Zeitpunkt meist nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Die einzige zuverlässige Methode, das Ausmaß einer Leberschädigung exakt abzuschätzen, war lange Zeit eine Entnahme von Lebergewebe mit anschließender feingeweblicher Untersuchung. Diese sogenannte Leberblindpunktion ist in der Regel mit einem stationären Krankenhausaufenthalt verbunden. Mit der herkömmlichen Leberpunktion wird nur ein Fünfzigtausendstel des Lebergewebes erfasst - bei der Elastographie dagegen die hundertfache Menge und sie erfordert keine Gewebeentnahme.

Nico kam vor einigen Jahren schwer krank in die pädiatrische Gastroenterologie des Dr. von Haunerschen Kinderspitals am LMU Klinikum, und letztendlich musste ihm vor drei Jahren eine Leber transplantiert werden. Trotz aller Strapazen und der gesundheitlichen Folgen, die sich bis heute bei seinen Kontrollbesuchen im Klinikum zeigen, hat der inzwischen 10-Jährige nie seinen Lebensmut verloren. „Nicht immer ist ein Krankheitsverlauf so dramatisch wie bei Nico. Den meisten Kindern, die Woche für Woche mit Leberproblemen zu uns kommen, können wir gut und schnell helfen. Bei nicht wenigen der kleinen Patientinnen und Patienten lässt sich die Lebererkrankung aber erst spät diagnostizieren – auch, weil die Symptome oft nicht eindeutig und rechtzeitig erkennbar sind“, sagt Priv.-Doz. Dr. Eberhard Lurz. „Wir sind sehr dankbar, dass wir innerhalb von nur einem halben Jahr genug Spenden erhalten haben, um das neue mobile Fibroscan-System für die LMU Kinderklinik anschaffen und leberkranke Kinder bestmöglich versorgen zu können“, so der Ärztliche Direktor des LMU Klinikums Prof. Dr. Markus M. Lerch. Für Nico bedeutet das, dass die Kontrolluntersuchungen deutlich weniger belastend und noch aussagekräftiger sind.

Die Stabstelle Fundraising des LMU Klinikums sammelt zweckgebunden Spenden für ausgewählte Projekte am LMU Klinikum und ist Ansprechpartner für die Stiftung Das Neue Hauner. Für den Neubau am Campus Großhadern hatte bereits im März dieses Jahres der Spatenstich im Beisein des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder und Wissenschaftsminister Markus Blume stattgefunden.

Um dem molekularen Mechanismus hinter dem schützenden Prozess auf die Spur zu kommen, holten sich die Mediziner die Expertise von Prof. Dr. Matthias Mann und Dr. Johannes Müller-Reif, ebenso Erstautor der Studie, vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Mittels sogenannter Massenspektroskopie-basierter Proteomik wurden fast 2.700 aktive Proteine in den Blutplättchen der Bären quantifiziert. Entscheidend dabei: In Winterruhe wurden gegenüber der Sommeraktivität 71 Proteine hoch- und 80 herunterreguliert. Johannes Müller-Reif: „Das Blutplättchen-Protein mit dem größten Unterschied zwischen überwinternden und aktiven Bären war das Hitzeschockprotein 47, das in den überwinternden Bären um das 55-fache herunterreguliert war.“ Insbesondere konnten die Forscher zeigen, dass die Herabregulation dieses HSP47 unter Langzeit-Immobilisation in verschiedenen Säugetierarten (Mensch, Braunbär und Schwein) passiert und somit ein evolutionär konservierter Mechanismus zur Thromboseprävention ist.

Durch geringe HSP47-Proteinlevel reduziert sich die Interaktion von Blutplättchen und Entzündungszellen. Tatsächlich, so Tobias Petzold, „ist HSP47 allein in der Lage, die Entzündungszellen zu aktivieren.“ Im biomedizinischen Umkehrschluss bedeutet das: Könnte man das HSP47 mit einem passenden Molekül bei immobilisierten Akutpatienten blockieren, ließe sich womöglich die Gefahr einer venösen Thrombose verhindern. Zwar gibt es für Laborexperimente bereits sogenannte kleine Moleküle, die HSP47 ausschalten. Doch für einen möglichen Einsatz am Menschen eignen sie sich nicht. „Deshalb“, sagt Tobias Petzold, „wollen wir jetzt selbst nach entsprechend geeigneten Substanzen suchen.“

Ansprechpartner

Dr. med. Eberhard Lurz
Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital,
LMU Klinikum, LMU München
eberhard.lurz@med.uni-muenchen.de

Quelle: LMU Klinikum