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Die Dynamik der COVID-19 Pandemie im Blick

23. Dezember 2020

Zwischenergebnisse zur zweiten Runde der KoCo19-Antikörperstudie

Im Frühjahr 2020 in der ersten Welle der COVID-19 Pandemie bot sich Bewohnern Münchner Stadtviertel ein ungewohntes Bild: In alle Richtungen strömten Studienteams in medizinischer Schutzausrüstung aus. Im Auftrag der Prospektiven COVID-19 Kohorte München (KoCo19) wählten sie 3.000 Haushalte in einer repräsentativen Stichprobe zufällig aus. Über 5.300 Münchnerinnen und Münchner nehmen seither an der großangelegten Antikörperstudie teil, die das Tropeninstitut am LMU Klinikum unter der Leitung von Professor Michael Hoelscher in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum München und weiteren Projektpartnern durchführt. Nach der ersten Erhebung im Sommer folgte im November 2020 eine zweite Runde an Untersuchungen.

koco19-labor Labor der KoCo19-Studie am Tropeninstitut des LMU Klinikums München (Bild: LMU Klinikum)

Das Studienteam berichtet hierzu über folgende Zwischenergebnisse:

„Für die erste Runde der KoCo19-Studie wurden im Zeitraum vom 5. April bis 10. Juni 2020 5.313 Personen in 2.994 Haushalten rekrutiert. Anfang November haben wir 5.293 Proband*innen ein Kit zur Selbstblutabnahme per Fingerprick zugeschickt und sie gebeten, einige Blutstropfen auf ein Filterpapier zu tupfen und dieses per Post an uns zurückzuschicken. Bis zum 9. Dezember haben wir von 4.257 (80 Prozent) der Teilnehmer*innen das Blut auf SARS-CoV-2 Antikörper gegen das N-Antigen untersucht.

Unter den Teilnehmer*innen, zu denen Blutproben aus beiden Runden vorlagen, konnten wir einen Anstieg der Positivitätsrate von 1,74 Prozent auf 3,27 Prozent feststellen. Dieser Prozentsatz stellt eine grobe Schätzung der Positivitätsrate unter den Jugendlichen und Erwachsenen in Münchner Privathaushalten dar. Eine genauere Hochrechnung unter Berücksichtigung der Zusammensetzung der Kohorte und des neuen Testverfahrens wird in den kommenden Wochen erfolgen.

Diese annähernde Verdopplung der Personen mit Kontakt zu SARS-CoV-2 hat im Zeitraum zwischen Anfang Juni 2020 und der ersten Novemberwoche stattgefunden – also bis zum Beginn der zweiten Welle. Zu diesem Zeitpunkt waren ca. 1,5 Prozent der jugendlichen und erwachsenen Münchnerinnen und Münchner als SARS-CoV-2 Fälle registriert. Konnten wir in der ersten Welle noch eine Dunkelziffer von ungefähr Faktor 4 unerkannten Infektionen nachweisen, so hat sich diese bis zum Herbst auf nahezu Faktor 2 halbiert. Vergleicht man nur den Anstieg der Infektionen seit Anfang Juni, so ist die Rate der nicht erkannten Infektionen noch deutlicher gesunken. Dies könnte sowohl durch niedrigere Fallzahlen und dadurch bessere Verfolgbarkeit im Sommer als auch durch gesteigertes Bewusstsein und eine verbesserte Teststrategie bedingt sein.

Wir können feststellen, dass die Untersuchung mit Filterpapier eine geeignete Methode ist, um große Bevölkerungsgruppen schnell und effizient auf das Vorhandensein von Antikörpern zu untersuchen. Die hohe Rücklaufquote zeigt, dass die Teilnehmenden zum größten Teil keine Probleme mit der Selbstblutabnahme hatten. Wir möchten uns insbesondere für die große Unterstützung durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Kohorte bedanken.“

Projektteam:

Leitung:

Tropeninstitut, LMU Klinikum München (Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin)

Projektpartner:

  • Helmholtz Zentrum München
  • Center for International Health, LMU Klinikum
  • Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, LMU Klinikum
  • Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM), LMU Klinikum
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • Universität Bielefeld
  • Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
  • Labor für Mikrobiologie der Bundeswehr

Das Forschungsprojekt beinhaltet Begleitstudien, die in Kooperation mit dem Labor Becker & Kollegen sowie dem Blutspendedienst des BRK (Bayerisches Rotes Kreuz) durchgeführt werden.

Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung der Münchner Polizei.

Finanzierung:

Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, LMU Klinikum München, Helmholtz Zentrum München sowie durch die Universität Bonn und Universität Bielefeld finanziert.

Ansprechpartner

Tropeninstitut am LMU Klinikum München
Prof. Dr. med. Michael Hoelscher
Leiter KoCo19-Studie
Direktor Tropeninstitut, LMU Klinikum München
hoelscher@lrz.uni-muenchen.de

PD Dr. med. Andreas Wieser
Laborleiter KoCo19-Studie
Tropeninstitut, LMU Klinikum München
Wieser@mvp.lmu.de

Helmholtz Zentrum München
Prof. Dr. Christiane Fuchs
Leitung Statistische Datenanalyse KoCo19-Studie
Helmholtz Zentrum München/Universität Bielefeld
christiane.fuchs@helmholtz-muenchen.de

Prof. Dr.-Ing. Jan Hasenauer
Leitung Statistische Datenanalyse KoCo19-Studie
Helmholtz Zentrum München/Universität Bonn
jan.hasenauer@helmholtz-muenchen.de

Quelle: LMU Klinikum