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Schutz vor akuter Schädigung der Nieren nach Herz-OP

17. Mai 2018

Das Risiko von Komplikationen vermindern: Ein Forscherteam weist die schützende Rolle eines immunregulierenden Proteins nach.

forschung_bernhagen Im Zentrum der Forschung von Professor Jürgen Bernhagen steht die Suche nach einem besseren Verständnis von entzündlichen und kardiovaskulären Erkrankungen. (Foto: Klinikum der LMU)

Herzchirurgische Eingriffe werden weltweit jährlich bei mehr als einer Million Patienten durchgeführt – mit steigender Tendenz. Multiple Begleiterkrankungen und ein komplexes Krankheitsbild von Betroffenen erhöhen die Gefahr für postoperative Komplikationen mit lebensbedrohlichen Konsequenzen. Denn im Gegensatz zu einfachen herzchirurgischen Eingriffen, wie Bypass-Operationen, verlängert sich bei Patienten mit komplexen Eingriffen oft die Operationsdauer. Diese zeigen im Anschluss häufig eine systemische Entzündungsreaktion, die in der Folge zur Entstehung von Organdysfunktionen beiträgt wie akuten Nierenschädigungen oder auch Schlaganfällen und postoperative umfassende intensivmedizinische Maßnahmen erfordert.

Ein Forscherteam der LMU und der Universität Aachen sucht gemeinsam mit Kooperationspartnern aus Yale, Münster und Dresden gezielt nach Lösungen, wie das Risiko von Komplikationen – in diesem Fall Schädigungen der Niere – nach Herzoperationen vermindert werden kann. Im Fokus steht dabei das Zytokin MIF (macrophage migration inhibitory factor), ein immun- und stressregulierendes Protein. „MIF ist eines der am längsten bekannten Zytokine überhaupt, doch erst jetzt beginnt man seine wichtigen Funktionen im Herz-Kreislaufsystem zu verstehen. In vorausgegangenen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass MIF das Herz vor Ischämie-Reperfusionsschäden schützt. Seine Rolle bei der Entstehung von postoperativen Nierenschädigungen blieb allerdings bislang unklar, sagt Professor Jürgen Bernhagen, Leiter des Lehrstuhls für Vaskuläre Biologie am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung des Klinikums der LMU. In ihrer Studie, veröffentlicht im Fachmagazin Science Translational Medicine, konnten die Forscher zeigen, dass MIF bei experimentellen Ischämie-Reperfusionsschäden eine nierenschützende Rolle einnimmt, und zwar durch den Schutz von Nierentubuli.

Gestützt wird dieser Befund von der Beobachtung, dass hohe Blutkonzentrationen von MIF bei herzchirurgischen Patienten mit einer geringeren Häufigkeit von akuten Nierenschädigungen in Verbindung stehen. „Das Zytokin MIF ist also besonders vorteilhaft, wenn es um die Vermeidung von Nierenschäden geht“, sagt Dr. Christian Stoppe von der RWTH Aachen. „Für perioperative Risikobehandlungen und therapeutische Optionen eröffnen die von uns identifizierten Schutzwirkungen von MIF neue und vielversprechende Perspektiven“, sagt Jürgen Bernhagen.

Titel der Originalarbeit

Stoppe C, Averdunk L, Goetzenich A, Soppert J, Marlier A, Kraemer S, Vieten J, Coburn M, Kowark A, Kim BS, Marx G, Rex S, Ochi A, Leng L, Moeckel G, Linkermann A, El Bounkari O, Zarbock A, Bernhagen J, Djudjaj S, Bucala R, Boor P.
The protective role of macrophage migration inhibitory factor in acute kidney injury after cardiac surgery.
Science Translational Medicine 2018

Quelle: LMU Klinikum