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Fortschritte in der Leukämiediagnostik

20. Dezember 2016

Die Akute Myeloische Leukämie (AML) – eine von mehreren Formen der Leukämie – ist eine tückische Erkrankung. Bis zu 85 Prozent der Patienten erscheinen nach einer intensiven Chemotherapie zwar wie geheilt, allerdings kehrt bei mehr als der Hälfte dieser Patienten innerhalb von ein bis zwei Jahren die Krankheit zurück, weil die Chemotherapie nicht alle Leukämie-Zellen zerstört hat. Nun ist einer internationalen Forschergruppe in Kooperation mit der Münchner Studiengruppe um Dr. Klaus Metzeler und Dr. Tobias Herold (LMU-Klinikum) gelungen vorherzusagen, welche Patienten einen Rückfall erleiden.

labor1 Wissenschaftler haben 15 Jahren lang Blut- und Knochenmarksproben von mehreren Tausend AML-Patienten gesammelt und tiefgefroren

Fünf Jahre nach der Erstdiagnose lebt nur noch ein Drittel der Erkrankten. Ein neues Diagnostikverfahren soll helfen, die Therapiebehandlung von Patienten mit Akuter Myeloischer Leukämie erheblich zu verbessern. "Die neue Methode hat das Potenzial, eines Tages in die Routinebehandlung von AML-Patienten einzuziehen", meint Dr. Klaus Metzeler, der mit seinem Kollegen Dr. Tobias Herold von der Medizinischen Klinik III des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München an der Studie beteiligt war.

Leukämien entstehen durch bösartige genetische Veränderungen in den blutbildenden Stammzellen im Knochenmark. Infolgedessen vermehren sich die weißen Blutkörperchen ungehemmt. Früher oder später verdrängen die kranken Zellen ihre gesunden Schwestern, so dass der Organismus nicht mehr leben kann. Forscher der Universität von Toronto in Kanada untersuchen seit Jahren die Rolle sogenannter leukämischer Stammzellen in diesem Prozess. Diese besonderen Stammzellen stehen im Verdacht, sehr aggressive Formen der AML auszulösen – und sind resistent gegen die Medikamente der Chemotherapie. So bricht die Krankheit wieder aus.

Molekül-Muster in Leukämiezellen geben Aufschluss

Die kanadischen Mediziner haben in einem ersten Anlauf herausgefunden, welche Oberflächenmoleküle spezifisch auf den leukämischen Stammzellen sitzen. Anhand dieser Moleküle lassen sich diese Stammzellen identifizieren. Schon damals, 2013, waren die Münchner Wissenschaftler um Prof. Wolfgang Hiddemann an der Forschung beteiligt. Hiddemann, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Klinikum der Universität München, leitet die bundesweite AMLCG-Studiengruppe (für Acute Myeloid Leukemia Cooperative Group).

Dabei haben die Wissenschaftler in gut 15 Jahren unter anderem Blut- und Knochenmarksproben von mehreren Tausend AML-Patienten gesammelt und tiefgefroren. Diese Proben stehen damit immer wieder der Analyse mit neuen Methoden zur Verfügung. "So haben wir nachgewiesen, dass Patienten mit einem bestimmten Molekül-Muster in den Leukämiezellen deutlich schlechtere Überlebenschancen haben", so Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann.

Neues Testverfahren ermittelt aggressive Form der AML

Sofort kam die Frage auf, ob man dieses Wissen für die alltägliche Behandlungspraxis nutzen könnte. Das Problem: Die Methode zum Nachweis der Moleküle taugte nur für Forschungslabore. Und die Zahl der nachzuweisenden Moleküle war zu groß für einen Nachweis in der Routine. So haben die Kollegen aus Toronto jetzt alle Daten neu berechnet. Am Ende blieben 17 Moleküle übrig, die sich nun mit einem neuen Testverfahren leicht und kostengünstig in einer Blut- oder Knochenmarksprobe ermitteln lassen. Die Prüfung des Verfahrens erfolgte wieder mit den Daten der Patienten des Klinikums der Universität München (LMU). Aber auch in anderen weltweiten Patientengruppen wiesen die 17 Moleküle mit hoher Sicherheit auf die aggressive Form der AML hin. Diese Forschungsarbeit wurde in der renommierten Zeitschrift "Nature" veröffentlicht.

Nun planen die Forscher eine weitere Überprüfung der Methode an neu diagnostizierten Patienten. Sollten sie auch diese Hürde nehmen, wäre dies ein großer Fortschritt für die Patienten. Ihnen könnte dann beispielsweise statt der Chemotherapie gleich eine Knochenmarkstransplantation angeboten werden, um auch die aggressiven Formen der Erkrankung heilen zu können.

Quelle: Pressemitteilung Universitätsklinikum (Text und Bildnachweis)