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LMU-Forschung beleuchtet den Einsatz von ChatGPT beim Schreiben von Forschungsarbeiten

06.09.2024

Die Studie, die von LMU-Gastprofessor Dr. Sergio Uribe und Dr. Ilze Maldupa von der RSU geleitet wurde, analysierte fast 300.000 zahnmedizinische Forschungsabstracts, die zwischen 2018 und 2024 veröffentlicht wurden.

Die Ergebnisse zeigten, dass fast 10 von 100 Beiträgen diese spezifischen Wörter enthalten, was auf eine signifikante Präsenz von KI-unterstütztem Schreiben in der zahnmedizinischen Forschung hinweist. Einige dieser Wörter sind hier abgebildet. Die gestrichelte Linie markiert das Datum, an dem ChatGPT veröffentlicht wurde.

Wichtigste Ergebnisse:

  • Das Wort „delve“ (erforschen) verzeichnete mit einer 17-fachen Zunahme der Häufigkeit nach der Veröffentlichung von ChatGPT den deutlichsten Anstieg der Verwendung;
  • Andere Wörter wie „transformative“, „realm“ und „revolutionize“ wiesen ebenfalls bemerkenswerte Steigerungen auf, was auf eine Verschiebung des Sprachgebrauchs in der zahnmedizinischen Forschung hinweist;
  • Zur Validierung ihrer Ergebnisse verwendeten die Forscher zahnarztspezifische Begriffe wie „Parodontal“ und „Karies“ als Negativkontrolle und „COVID“ als Positivkontrolle. Die Ergebnisse zeigten eine stabile Verwendung der Negativkontrollen und den erwarteten Anstieg und Rückgang der COVID-bezogenen Begriffe, was die Robustheit ihrer Methodik bestätigt.

Prof. Dr. Sergio Uribe sagt: „Das Aufkommen von generativen KI-Tools wie ChatGPT wird die Landschaft wissenschaftlicher Veröffentlichungen verändern. Früher war es eine Herausforderung, eine Arbeit zu verfassen, aber das ist jetzt nicht mehr der Fall. Infolgedessen wird sich der Fokus weniger auf das Schreiben eines Manuskriptes, sondern die Arbeit an sich verlagern. Auch werden offene wissenschaftliche Praktiken wie Vorregistrierung und Veröffentlichung von Datensätzen noch wichtiger werden, um die Überprüfung und Replikation von Ergebnissen zu ermöglichen. Dadurch wird auch die Reproduzierbarkeit der Forschung erhöht. Diese offenen wissenschaftlichen Praktiken sind auch von entscheidender Bedeutung, um die Verbreitung von Fehlinformationen oder Desinformationen zu verhindern, wie dies während der COVID-19-Pandemie der Fall war, und um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Wissenschaft wiederherzustellen und zu stärken.“

Die generative KI bietet eine enorme Chance zur Förderung offener wissenschaftlicher Praktiken. So hat die LMU beispielsweise Pionierarbeit bei der Einrichtung des LMU Open Science Center (https://www.osc.uni-muenchen.de/) und des LMU Open Data Repository (https://data.ub.uni-muenchen.de/) geleistet, das es den Forschern der Universität ermöglicht, ihre Daten nach den Grundsätzen der offenen Wissenschaft zu veröffentlichen. Darüber hinaus kann generative KI dazu beitragen, die Kluft zwischen Forschern und der Öffentlichkeit zu überbrücken, indem sie die Erstellung von Papieren mit weniger wissenschaftlichem Fachjargon erleichtert oder Zusammenfassungen hinzufügt, die für die breite Öffentlichkeit leicht verständlich sind.

Die Forscher fordern eine weitere Untersuchung der globalen Auswirkungen von generativer KI auf das wissenschaftliche Schreiben und ermutigen die akademische Gemeinschaft, sich an Diskussionen über die ethische Nutzung dieser Werkzeuge zu beteiligen.

Prof. Dr. med. dent. Falk Schwendicke, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie am LMU Klinikum

Prof. Dr. med. dent. Falk Schwendicke, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie am LMU Klinikum | © LMU Klinikum

„Die LMU und die LMU Zahnmedizin sind führend im Bereich der Forschung zu und dem Einsatz von KI, offenen Daten und Methoden zur Erhöhung der Reproduzierbarkeit von Wissenschaft – Themen, die im letzten Monat auch bei unserer WHO-ITU Tagung zu KI in der Medizin und Zahnmedizin hier am Klinikum relevant waren. KI und datengetriebene Medizin haben unglaublich viel Potential, die Versorgung im Sinne der Patienten und des Gesundheitswesens zu verbessern. Wir brauchen jedoch Leitplanken zum Einsatz dieser neuen Methoden in der Praxis, aber eben auch in der Forschung. Diese Studie leistet einen wichtigen Beitrag.“

Publikation:

Uribe, S. E., Maldupa, I., 2024. "Estimating the use of ChatGPT in dental research publications." Journal of Dentistry. 149, https://doi.org/10.1016/j.jdent.2024.105275