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450 Kilometer über der Erde: Medizin im Weltraum

30.04.2025

Was passiert mit dem Körper in Schwerelosigkeit? Welche Folgen hat das für die Medizin auf der Erde? Diese Fragen standen im Zentrum eines internationalen Workshops am LMU Klinikum, der neue Erkenntnisse zur Raumfahrtmedizin diskutierte.

Der dreitägige Workshop war der Auftakt für eine intensivierte Forschungskooperation zwischen dem LMU Klinikum, dem National Research Council (NRC) und Universitäten in Québec und Ontario, aus Belgien und Deutschland. Prof. Dr. Alexander Choukér, Dr. Dominique Moser und Marina Tuschen von der Klinik für Anaesthesiologie organisierten mit Prof. Dr. Teodor Veres aus Montréal den bayerisch-NRC-finanzierten Workshop. Er hat das Ziel mit sogenannten mikrofluidischen Chips das Überwachen verschiedener Organsysteme des Menschen, aber auch der Lebenserhaltungssysteme (z.B. Wasseraufbereitung) zu erleichtern und verlässlicher zu machen. Das Projekt ist seit drei Jahren vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) finanziert und hat eine Anschubfinanzierung der Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR) erhalten.

Weltraumforschung für die Medizin von morgen

Die Schwerelosigkeit verändert den menschlichen Körper tiefgreifend: Körperflüssigkeiten verlagern sich in den Oberkörper, das hat wiederum Einfluss auf das Gehirn und auch das Herz-Kreislauf-System muss sich neu organisieren. Diese Prozesse erhöhen das Risiko für Blutgerinnsel, und zwar nicht in den Beinen wie bei Menschen auf der Erde, sondern im Hals der Astronautinnen und Astronauten – ein Aspekt, der viel zu lange in der Raumfahrt-Forschung vernachlässigt wurde.

„Die Erforschung dieser Prozesse ist nicht nur für die Raumfahrt wichtig, sondern kann auch Erkenntnisse für Menschen auf der Erde bringen, etwa bei Immobilität oder perioperativ“, sagt PD Dr. Judith-Irina Buchheim, Projektleiterin aktueller ISS Projekte, die in einer der Sessions darauf einging und hier die Bedeutung des Immunsystems beschrieb. Dazu gibt es bereits Forschung, etwa anhand von Braunbären im Winterschlaf oder beim Menschen in extremen Lebensbedingungen. Weitere Untersuchungen im All wären allerdings enorm wichtig, um diese organübergreifenden Erkenntnisse zusammenzuführen.

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„Der Workshop ist ein wichtiger Bestandteil unserer Zusammenarbeit“, sagt Organisator Prof. Dr. Alexander Choukér, der am LMU Klinikum das Forschungslabor I "Translationale Forschung Stress und Immunsystem" an der Klinik für Anaesthesiologie leitet. „Denn hier wechseln sich lebhafte Debatten und interdisziplinäre kurze Impulsvorträge ab, die neben medizinischen Themen auch wichtige Aspekte der Biologie (vertreten durch den Dekan Prof. Herwig Stibor) und auch der Ingenieurswissenschaften (Prof. Gisela Detrell, TUM) enthielten."

Die Raumfahrtagenturen aus Kanada, Deutschland (DLR) und Europa (ESA) waren ebenso mit Vorträgen zu den aktuellen Programmen vertreten. Die Zusammenarbeit soll weiter ausgebaut werden. Aktuell ist ein Wissenschaftskonsortium in Planung, das dabei helfen soll EU-Anträge umzusetzen.