Seit 25 Jahren wird am LMU Klinikum Palliativmedizin praktiziert, ebenso lange gibt es die Christophorus Akademie, in der sich Menschen aus dem Arbeitsfeld Palliative Care qualifizieren und vorhandene Kompetenzen erweitern können.
In der Akademie werden jährlich etwa 1.000 Kursteilnehmende betreut. Vor 20 Jahren wurde das Interdisziplinäre Zentrum für Palliativmedizin gegründet und vor 15 Jahren die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) am LMU Klinikum in Großhadern etabliert. „Die Palliativmedizin ist heute fester Bestandteil des deutschen Gesundheitswesens. Immer mehr Menschen mit fortgeschrittenen Erkrankungen profitieren von den palliativmedizinischen und hospizlichen ambulanten und stationären Betreuungsmöglichkeiten“, sagt Prof. Dr. Claudia Bausewein, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin.
Palliative Care (deutsch: Palliativversorgung) bedeutet die umfassende Betreuung von Menschen mit einer unheilbaren, fortschreitenden und zum Tode führenden Erkrankung. „Unser Ziel ist es, die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu erhalten und zu verbessern, körperliche und psychische Beschwerden zu lindern und bei sozialen und spirituell-existentiellen Fragen zu unterstützen. Die Wünsche und Ziele der Betroffenen und ihr Befinden leiten dabei unsere Begleitung“, erklärt Prof. Dr. Bausewein. In den multiprofessionellen Palliativteams arbeiten speziell geschulte Ärztinnen und Ärzte, Pflegende, Sozialarbeiter, Psychologen, Atemtherapeuten, Physiotherapeuten und Seelsorger eng zusammen, um ein individuelles Behandlungskonzept für alle Patienten und ihre Angehörigen zu erstellen.
Die Ludwig-Maximilians-Universität war in puncto Palliativmedizin schon immer Vorreiter: Hier wurde 1999 die Interdisziplinäre Palliativmedizinische Einrichtung unter der Leitung von Prof. Dr. Gian Domenico Borasio gegründet, als erste dieser Art an einer Bayerischen Universitätsklinik. Damals gab es neben Prof. Borasio selbst gerade einmal zwei Halbtagsstellen in der Palliativmedizin, heute sind ca. 120 Mitarbeitende im Einsatz. 2004 war die LMU München auch die erste deutsche Universität, die Palliativmedizin als Pflichtlehr- und Prüfungsfach in das Medizinstudium integriert hat. Und auch die Forschung hat an der Klinik einen besonderen Stellenwert. „Wir haben seit meinem Amtsantritt 2012 zehn Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben“, berichtet Prof. Bausewein. „Das sei sehr beachtlich für eine so kleine Klinik wie die unsere, wurde uns von der Fakultät bestätigt.“
Die Palliativmedizin betreut Menschen mit Krebserkrankungen, aber auch mit chronischen Lungen-, Herz- und Nierenerkrankungen oder fortgeschrittenen neurologischen Erkrankungen. „Leider kommen die meisten Menschen zu spät, ich würde mir sehr wünschen, dass wir eher zu Rate gezogen werden“, so Prof. Bausewein. Die Palliativstation am Standort Großhadern hat zehn Betten, etwa 300 schwerkranke und sterbende Menschen werden dort pro Jahr betreut. „Wir könnten viel mehr Betten belegen“, sagt die Medizinerin. „Wir müssen leider genauso viele Patientinnen und Patienten abweisen wie wir aufnehmen.“ Betreut werden aber nicht nur Kranke auf der Palliativstation, der Palliativdienst ermöglicht Schwerkranken mit begrenzter Lebenserwartung zusammen mit ihren Angehörigen während ihres stationären Aufenthalts auf allen Stationen des LMU Klinikums konsiliarisch eine spezialisierte Palliativversorgung.
Die Palliativambulanz bietet Patienten, die unter einer weit fortgeschrittenen, nicht mehr heilbaren Erkrankung leiden, frühzeitige Beratung oder ambulante Behandlungsmöglichkeiten an. Die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) betreut Menschen mit einer weit fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankung zu Hause bei ihrer Familie, 40 Mitarbeitende sind dort im Einsatz und kümmern sich um Patienten im Stadtgebiet München und in den Landkreisen München und Ebersberg.
Die Atemnotambulanz richtet sich an Patienten, die aufgrund einer chronischen Erkrankung an Atemnot leiden und dadurch im Alltag beeinträchtigt sind. Und dann gibt es noch das „Kompetenzzentrum Palliativpharmazie“, an dem fünf Apotheker und Apothekerinnen arbeiten. „Es ist eine zentrale Anlaufstelle für palliativmedizinische Arzneimittelinformationen, insbesondere im Bereich des Off-Label-Use“, erklärt Prof. Bausewein. „Wir möchten alle einschlägigen Berufsgruppen der Palliativmedizin in der Therapieplanung bei Fragen rund um die Arzneimitteltherapie mit unserem Wissen unterstützen. Unser Ziel dabei ist es, die Arzneimitteltherapie für Patienten so sicher wie möglich und so wenig belastend wie nötig zu gestalten.“
Die Palliativmedizin am LMU Klinikum hat sich in den letzten 25 Jahren enorm entwickelt, war immer Vorreiterin und ist bis heute ein Maßstab für alle, die in diesem Bereich arbeiten. Am 9. November gab es aus diesem Anlass ein Jubiläumssymposium mit etwa 300 Teilnehmenden, außerdem werden im November die vier Jubiläen mit einem Festakt zu „25 Jahre Palliativkompetenz“ gefeiert.