Als August Wilhelm Forst 1946 zum Nachfolger seines berühmten Lehrers Straub als Ordinarius für Pharmakologie in München ernannt wurde, trat er damit genau genommen nur die Verfügungsgewalt über ein Ruinengrundstück an, aus dessen zerbombten Trümmern er schon einmal erheblich verletzt geborgen worden war.
Forst versuchte unter oft grotesk anmutenden Schwierigkeiten wenigstens einen Teil des Gebäudes wieder aufzubauen, was sich jedoch in den finanziell so schwierigen Nachkriegsverhältnissen nur langsam vorantreiben ließ. Schließlich war es 1959 geschafft, so dass wenigstens in einem Teil des zweckmäßig wiedereingerichteten Instituts die wissenschaftlichen Arbeiten aufgenommen werden konnten.
Doch fiel in der schwierigen Nachkriegszeit ein Glanzlicht ganz besonderer Art auf das Institut. Rosselini drehte im Münchner Raum mit Ingrid Bergmann und Mathias Wiemann den Film „Angst“ nach Stefan Zweig, wobei einige Szenen mit Ingrid Bergmann im Pharmakologischen Institut aufgenommen wurden.
A. W. Forst, 1890 in Mailand geboren, nahm das Studium der Medizin 1909 auf, das ihn nach Heidelberg, Freiburg und München führte. 1914 wurde er zum Dr. med. mit einer Arbeit über „kongenitale Varizen“ promoviert (M. Borst). Als Schüler von Willstätter betrieb er noch das Studium der Chemie, das er 1924 mit der Promotionsarbeit „Versuche zur Darstellung der Beta-Oxindolpropionsäure“ abschloss. Durch die Synthese von Medizin und Chemie war Forst gut vorbereitet, Fragen der Medizin mit naturwissenschaftlicher Methodik zu bearbeiten. So war es naheliegend, dass er sich als Assistent bei Walther Straub bewarb (1924). Er habilitiert sich 1928 über die „Entgiftung der Blausäure“ durch kolloidalen Schwefel und Dihydroxyaceton. Er widmete sich dann der pharmakologischen Wirkungsanalyse bewährter Heilpflanzen (Arnica montana, Lactuca virosa). Neben seiner experimentellen Arbeit wurde Forst bereits 1927 mit der staatlich anerkannten Prüfung herzwirksamer Digitalisglykoside beauftragt. Daneben leitete er bis 1973 ehrenamtlich die Insulinprüfstelle des deutschen Insulinkomitees und leistete damit einen der ersten Nachkriegsbeiträge zum Wiederaufbau einer unabhängigen Arzneimittelkontrolle. Im übrigen schenkte Forst seine beratende Kraft vielen staatlichen Gremien, nahm aktiv an Fragen des DAB teil und war langjähriger Berater des Bundesgesundheitsrates bei der Arzneimittelgesetzgebung. Forst war nicht nur am Wiederaufbau des Pharmakologischen Instituts, sondern auch am Wiederaufbau der Universität nach dem 2. Weltkrieg als Dekan und langjähriger Senator maßgeblich beteiligt. Er war seit 1948 Vorstandsmitglied und 1950 Vorsitzender der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft, die er von 1955-1963 in der Int. Union of Physiol. Sci. vertrat. 1965 wurde Forst die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft verliehen. Noch bis ins hohe Alter besuchte er regelmäßig das Institut. Forst verstarb 1981 in München.
Im Jahre 1961 folgte Manfred Kiese dem Ruf auf den Münchner Lehrstuhl.