Am Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die Pharmakologie einen selbständigen Platz an der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität. Die erste Habilitation für das Fach Pharmakologie gelang im Jahre 1871 Hermann v. Böck (1843-1885) mit „Untersuchungen über die Zersetzung des Eiweißes im Tierkörper unter dem Einfluss von Morphium, Chinin und arseniger Säure“.
Erst dem zweiten Vertreter des Faches an der LMU wurde jedoch eine eigene Institution mit einem Ordinariat zugestanden. Hermann Tappeiner, Edler von Tappein (1847-1927) war in Meran als Sohn des bekannten Anthropologen und Tuberkuloseforschers Franz Tappeiner zur Welt gekommen. Nach Studien in Innsbruck, Göttingen, Leipzig, Heidelberg und Tübingen promovierte er 1872 in Leipzig zum Dr. med. und habilitierte sich 1877 in München bei dem Physiologen Carl Voit „Über die Oxidation der Cholsäure mit saurem chromsauren Kali und Schwefelsäure“. 1879 erhielt Tappeiner einen Ruf an die Kgl. Tierarzneischule in München als Professor für Physiologie und Diätetik. 1887 dann erfolgte die Berufung an den neu geschaffenen Lehrstuhl für Pharmakologie der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1893 zog Tappeiner in ein eigenes Institut für experimentelle Pharmakologie an der Nussbaumstrasse 28 ein.
Von Tappeiner fand uneingeschränkte Anerkennung mit seinen Arbeiten über Resorptionsvorgänge im Magen-Darm-Trakt und die Rolle der Darmbakterien. Er befasste sich außerdem mit phototoxischen Reaktionen bei der Sensibilisierung gegenüber Arzneimitteln und wurde bekannt durch die große Verbreitung seiner „Anleitung zu chemisch-diagnostischen Untersuchungen am Krankenbette“ (1885) sowie durch sein „Lehrbuch der Arzneimittellehre und Arzneiverordnungslehre“ (1890). Im Jahre 1899 wurde der Adelstitel für ihn und seine Nachkommen in die Bayer. Adelsmatrikel eingetragen. Hermann v. Tappeiner wurde 1923 im Alter von 72 Jahren emeritiert und starb nach kurzer Krankheit 1927 in München.
Nach 36jähriger Institutsleitung durch v. Tappeiner folgte 1924 Walther Straub.