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Gedenken an Erwin Kahn

18. April 2023

Am 16. April jährte sich der Todestag des ersten jüdischen NS-Opfers in München zum 90. Mal. Genau an diesem Termin wurde jetzt an ihn erinnert

gedenken Nahmen an der Gedenkveranstaltung für Erwin Kahn teil (v.l.n.r.): Prof. Dr. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des LMU Klinikums, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau. (Bild: LMU Klinikum)

Erinnerungszeichen werden an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. An den Münchner Erwin Elias Kahn wurde genau an seinem 90. Todestag erinnert, er war das erste Münchner Opfer der Nationalsozialisten. Er kam am 12. September 1900 als erstes Kind des jüdischen Kaufmanns Albert Kahn und seiner Ehefrau Lotte zur Welt. Am 15. Mai 1928 heiratete er in Bukarest Euphrosina Vessar. In München lebte das junge, kinderlose Paar ab November 1932 im dritten Stockwerk des Wohnhauses Hans-Sachs-Straße 18.

Die SA verhaftete Erwin Kahn am 11. März 1933 auf offener Straße und lieferte ihn in das Polizeigefängnis in der Ettstraße ein. Am 22. März 1933 verschleppte man ihn in das an diesem Tag eröffnete KZ Dachau. Zur Abschreckung verübte die Lager-SS am 12.April 1933 das erste Massaker an Häftlingen mit jüdischen Wurzeln, Erwin Kahn wurde niedergeschossen. Im Gegensatz zu den anderen überlebte er, jedoch durch zwei Kopfschüsse schwer verletzt. Er wurde in der Chirurgischen Klinik der LMU in der Nußbaumstraße 20 operiert. Am 15. April 1933 schilderte er dort seiner Frau den Tathergang. In der folgenden Nacht, am 16. April 1933 gegen 4.30 Uhr, starb Erwin Kahn. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Israelitischen Friedhof in München.

An seinem Todestag wurde jetzt seiner gedacht: Mit einer Veranstaltung im St.-Vinzenz-Haus, bei der unter anderen Prof. Dr. Markus M. Lerch, Dr. h.c. Charlotte Knobloch (Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern) sowie Ernst Grube (Holocaust-Überlebender und Präsident der Lagergemeinschaft Dachau) sprachen. Danach wurde das Erinnerungszeichen für Erwin Kahn an seinem alten Wohnort in der Hans-Sachs-Straße 18 angebracht.

Initiiert hat die Erinnerungszeichen Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Er dankte in seiner Rede besonders Prof. Dr. Wolfgang Eisenmenger, emeritierter Vorstand des Instituts für Rechtsmedizin am LMU Klinikum. „Auf meine Bitte hin hat er sich die Obduktionsberichte von 1933 in den letzten Wochen nochmals näher angesehen. Während der Sektionsbericht für die Justiz den Tod von Erwin Kahn in Zusammenhang mit seinen Schussverletzungen bringt, kommt der gründlichere interne Bericht für die Kollegen zum Ergebnis, dass ein solcher Zusammenhang nicht bestand. Der Befund ergibt eindeutig: Erwin Kahn wurde erwürgt. Ich danke Ihnen, verehrter Herr Professor Eisenmenger, für Ihre Expertise und Ihre Anwesenheit heute“, sagte Dr. Björn Mensing. Erwin Elias Kahn war vergessen, aber jetzt ist er für immer unvergessener Teil der Münchner Stadtgesellschaft.

Quelle: LMU Klinikum