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Rolf Becker-Preis 2021

8. Oktober 2021

Dr. Camilla Rothe, Abteilung für Infektions- und Tropenforschung sowie Dr. Leo Nicolai, Alexander Leunig, Dr. Kami Pekayvaz und Prof. Dr. Konstantin Stark, Medizinische Klinik und Poliklinik I, werden jeweils mit dem Rolf Becker-Preis 2021 der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Stiftung „Rufzeichen Gesundheit!“ Baierbrunn ausgezeichnet. Der Preis ist insgesamt mit 50.000 Euro dotiert und honoriert die beste Originalarbeit, die aus einem Forschungsprojekt auf dem Gebiet der experimentellen oder klinischen Medizin an der LMU 2020/21 hervorgegangen ist. 2021 entschied das Preiskuratorium zwei Arbeiten, die sich mit der SARS-CoV-2 Pandemie, befassen zu ehren.

Die Arbeit von Dr. Camilla Rothe wurde im renommierten New England Journal of Medicine publiziert. Als Ende Januar der erste Corona-Fall in Deutschland im Tropeninstitut des LMU Klinikums positiv getestet wurde, stellte Dr. Camilla Rothe fest, dass sich der Patient bei einer Frau angesteckt hatte, die selbst symptomfrei war. Dr. Rothe und ihr Team dokumentierten damit als eine der ersten die Übertragbarkeit des SARS-CoV-2-Virus schon im asymptomatischen Stadium einer COVID-19-Infektion. Durch Überprüfung mehrerer Patientenkohorten wissen wir heute, dass 30 bis 40 Prozent aller mit dem Virus Infizierten keine Symptome zeigen, trotzdem aber hochgradig ansteckend sind. Mit ihrer Entdeckung von asyptomatischen Infektionen steuerte Dr. Camilla Rothe ein elementares Puzzlestück zur Bekämpfung von COVID-19 bei. Mit dem nötigen Umdenken bei Infektionsverläufen prägt die asymptomatische Infektion weltweit Strategien zur Eindämmung von COVID-19.

Die Forschungsergebnisse von Dr. Leo Nicolai, Alexander Leunig, Dr. Kami Pekayvaz und Prof. Dr. Konstantin Stark wurden im renommierten Fachblatt Circulation veröffentlicht. Die LMU-Mediziner stellten fest, dass aktivierte Immunzellen und Thrombozyten wesentlich am Verschluss von Blutgefäßen in der Lunge, im Herzen und in der Niere bei schweren Verläufen von COVD-19 beteiligt sind. Die Forscher zeigten anhand multidimensionaler Fluoreszenz-Durchfluss-Analysen, dass im Blut beatmungspflichtiger COVID-19 Patienten mit Lungenversagen stark aktivierte neutrophile Granulozyten und Blutplättchen zu finden sind. Beide Zelltypen aktivieren sich wechselseitig, was letztlich zu Gefäßverschlüssen in der Lunge führt. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Verschlussbildung sind sogenannte NETs (neutrophil extracellular traps). Diese netzartigen Strukturen aus DNA und Granulaproteinen der neutrophilen Granulozyten stabilisieren die Blutgerinnsel. Dieser zunächst lokale Prozess in der Lunge hinterlässt auch im Blut seine Spuren, dort wird die Blutgerinnung generell stark aktiviert. Dies schlägt sich dann in einer erhöhten systemischen Thromboseneigung nieder. Entsprechend bildet die Immunthrombose einen vielversprechenden Ansatzpunkt in der Prävention und Therapie des Lungenversagens sowie anderer thrombotischer Komplikationen bei COVID-19.

Titel der Originalarbeiten

Camilla Rothe, Mirjam Schunk, Peter Sothmann, Gisela Bretzel, Guenter Froeschl, Claudia Wallrauch, Thorbjörn Zimmer, Verena Thiel, Christian Janke, Wolfgang Guggemos, Michael Seilmaier, Christian Drosten, Patrick Vollmar, Katrin Zwirglmaier, Sabine Zange, Roman Wölfel, Michael Hoelscher
Transmission of 2019-nCoV Infection from an Asymptomatic Contact in Germany.
New England Journal of Medicine 2020; 382: 970-971

Leo Nicolai, Alexander Leunig, Sophia Brambs, Rainer Kaiser, Tobias Weinberger, Michael Weigand, Maximilian Muenchhoff, Johannes C. Hellmuth, Stephan Ledderose, Heiko Schulz, Clemens Scherer, Martina Rudelius, Michael Zoller, Dominik Höchter, Oliver Keppler, Daniel Teupser, Bernhard Zwißler, Michael von Bergwelt-Baildon, Stefan Kääb, Steffen Massberg, Kami Pekayvaz, Konstantin Stark
Immunothrombotic Dysregulation in COVID-19 Pneumonia Is Associated With Respiratory Failure and Coagulopathy.
Circulation 2020; 142: 1176-1189

Quelle: KUM