Medizinische Fakultät
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Gefährlich viele Medikamente

12. November 2019

Nach zehnjähriger wissenschaftlicher Tätigkeit an der University of Dundee in Schottland ist Professor Dr. Tobias Dreischulte dem Ruf auf die Professur für Klinische Versorgungsforschung an der LMU gefolgt. Sie ist am Institut für Allgemeinmedizin, Campus Innenstadt, angesiedelt, das sich als Brücke zwischen Hochschulmedizin und hausärztlicher Praxis für eine bestmögliche Patientenversorgung versteht. Der Schwerpunkt des Apothekers, klinischen Pharmazeuten und Pharmakoepidemiologen in Lehre und Forschung ist die Therapie mit Arzneimitteln.

dreischulte_tobias Professor Dr. Tobias Dreischulte hat den Lehrstuhl für Klinische Versorgungsforschung an der LMU inne. (Foto: KUM)

Etwa 85% aller Rezepte in der ambulanten Versorgung werden von Hausärzten ausgestellt – bei weitem die häufigste Maßnahme in der hausärztlichen Versorgung. Die Arzneimitteltherapie ist daher eine wichtige Ergänzung zu dem bereits von Institutsleiter Prof. Dr. Jochen Gensichen etablierten Schwerpunkt „Psychische Gesundheit“.

Aktuell befasst sich das Team von Professor Dreischulte v. a. mit dem Thema bei Patienten, die viele Medikamente gleichzeitig einnehmen, der Polypharmazie. Mehr als die Hälfte aller Patienten über 70 Jahren schlucken fünf oder mehr medikamente gleichzeitig, 20% zehn oder mehr. So sind z.B. oftmals nach Herzinfarkt allein zur Vorbeugung ASS, Clopidogrel, Beta Blocker, ACE Hemmer, Statin notwendig. Dies erhöht das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen wie etwa Magenblutungen, Nierenversagen, Stürze und dadurch verursachte Knochenbrüche. Auch erhöht die gleichzeitige Einnahme bestimmter Blutdrucksenker (z.B. Ramipril), Diuretika (z.B. Furosemid), und entzündungshemmender Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen und Diclofenac) das Risko von akutem Nierenversagen.

Prof. Dr. Dreischulte: „nicht alle Patienten mit riskanten Arzneimittelkombinationen kommen zu Schaden. Wir arbeiten daran, die Faktoren, die zu Nebenwirkungen führen, besser zu verstehen, um sie vermeiden zu können. Als Grundlage dienen insbesondere Daten der Routineversorgung, wie z. B. Abrechnungsdaten der Krankenkassen. Ein aktueller Medikationsplan kann zwar Doppelverordnungen (z. B. von verschiedenen Fachaerzten) und riskante Arzneimittelkombinationen vermeiden, er wird aber in der Praxis noch unzureichend genutzt. Wir wollen Versorgungsansätze entwickeln und erproben, in denen Hausärzte durch Informationstechnologie sowie andere Berufsgruppen wie Apotheker in der Sicherung einer effektiven Arzneimitteltherapie unterstützt werden.“

Quelle: KUM